Gottscheer Vereine -
fern der alten Heimat - einst und heute

Vereine – der Schlüssel für den Zusammenhalt der Gottscheer

Das Gottscheerland war eine geschlossene deutsche Sprachinsel. Sie wurde zu Beginn des 14. Jahrhunderts von Kärnten und Osttirol aus unter den Kärntner Grafen von Ortenburg und dem Patriarchen von Aquileia besiedelt. Aus Urwald und Karstgebiet wurde im Laufe der Zeit eine blühende Sprachinsel mit 176 Ortschaften und der Stadt Gottschee. Der Ort Gottschee erhielt bereits 1471 das Stadtrecht.

Die Zeiten, die die Bewohner durchmachen mußten, waren nicht immer gut. Die vielen Türkeneinfälle, die Bedrückung durch die Herrschaft, die französische Besetzung demütigten das Land und die Leute. Erst unter den Auerspergern blühte das Land auf; dieses Geschlecht hat die Bewohner in jeder Weise gefördert und unterstützt. Dafür sind wir ihnen dankbar und fühlen uns mit ihnen auch sehr verbunden.

Da das Karstgebiet nicht besonders ertragreich war und unter den erwähnten Überfällen gelitten hat, wurde Gottschee bereits 1492 von Kaiser Friedrich III. das Hausierpatent verliehen. Demzufolge waren die Bewohner von Gottschee berechtigt, in den Erblanden der Monarchie Waren zu vertreiben. Dadurch kam Geld ins Land. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts erfaßte auch das Gottscheerland der Drang nach dem fernen Westen.

Es sind aber dem Land durch den Hausierhandel bzw. durch die Abwanderung wertvolle Landsleute „abhanden“ gekommen. Sie haben sich in den Ländern, in denen sie hausierten, bzw. in den USA neue Existenzen aufgebaut. Viele von ihnen wurden große Persönlichkeiten, wie Politiker und Wirtschaftstreibende, aber auch Wissenschaftler.

Interessant dabei ist, dass sich die von der Heimat fortgezogenen Landsleute eine Ersatzheimat geschaffen haben, in dem sie sich in Vereinigungen zusammengeschlossen haben.

So ist es erklärlich, daß in Cleveland der Erste Österreichische Unterstützungsverein bereits 1889 gegründet wurde; er besteht heute noch und war immer unter Gottscheer Leitung.

In Wien wurde 1891 der Gottscheer Verein ins Leben gerufen, es ist heute die Gottscheer Landsmannschaft in Wien.

Der Gottscheer Krankenunterstützungsverein in New York ist ebenso wie der Gottscheer Männerchor in New York über 100 Jahre alt.

In Graz wurde 1919 der Gottscheer Verein gegründet, der seine Tätigkeitauch über Kärnten entfaltete; 1928 wurde der Gottscheer Verein in Klagenfurt selbständig. Die Tätigkeit der Gottscheer Vereinigungen in Österreichwurde ab 1938 untersagt. Erst nach dem Krieg, als die vertriebenen und geflüchteten Landsleute zuwandern durften, wurden die Organisationen wiederbelebt.

Seit 1955 tragen die in Europa tätigen Organisationen die Bezeichnung „Gottscheer Landsmannschaft“.

In jüngster Zeit sind zwei Gottscheer Vereinigungen in der alten Heimat gegründet worden:

1992 wurde der Gottscheer Altsiedlerverein in Pöllandl und 1994 der Peter Kosler Verein in Laibach gegründet.

Diese und alle anderen Vereinigungen sind in der Arbeitsgemeinschaft der Gottscheer Landsmannschaften zusammengefaßt, die 1960 in Ulm gegründet wurde. Jährlich findet in Klagenfurt im Rahmen der Gottscheer Kulturwoche die ordentliche Tagung der Arbeitsgemeinschaft statt. Dieser gehören insgesamt elf Gottscheer Vereinigungen an, die in Österreich, Deutschland, Kanada, den USA und Slowenien ihre Tätigkeit entfalten.

In der Folge werden sie unter Anführung des Gründungsjahres vorgestellt:

Der Erste Österreichische Unterstützungsverein (E.Ö.U.V.) wurde im Juli 1889 in Cleveland gegründet. Der erste Präsident war Josef Kump. Der Verein wird seit der Gründung von Gottscheer Landsleuten geführt. Der langjährige Präsident Joseph Sieder ist 2017 verstorben, Hilde Kobetitsch.hat danach das Amt übenommen. Ihr Stellvertreter ist Edmund J. Seifert.

Bereits am 30. März 1891 wurde der „Verein der Deutschen aus Gottschee in Wien“ gegründet. Sein erster Obmann war Franz Obermann. Heute wird der Verein als „Gottscheer Landsmannschaft in Wien“ unter dem Vorsitz von Dipl.Ing. Karl Hönigmann geführt.

Im Mai 1919 wurde der Verein „Gottscheerland“ in Graz ins Leben gerufen. Sein erster Obmann war Josef Ramor. Im Jahre 2010 wurde dieser Verein, nunmehr die „Gottscheer Landsmannschaft in Graz“. von der letzten Vorsitzenden, Dr. Gabriela Stieber völlig überraschend, und ohne die befreundeten Vereine zu informieren, aufgelöst.

Die in Kärnten lebende Gottscheer Gemeinschaft hat im Jahre 1928 einen eigenen Verein gegründet; bis zu diesem Jahr war er eine Außenstelle des Vereins „Gottscheerland“ in Graz. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es 1955 zur Gründung des Vereins der „Gottscheer und Deutschkrainer“ in Klagenfurt, der heutigen „Gottscheer Landsmannschaft in Klagenfurt“. Gründungsobmann war RR Walter Samide; ab 1969 war Dr. Viktor Michitsch über lange jahre der Vorsitzende, derzeitiger Vorsitzender ist Otto Tripp.

Die Gottscheer Relief Assoc. in New York wurde im Jänner 1945 gegründet. Ihr erster Präsident war der allseits bekannte Landsmann Adolf Schauer, dem die Gottscheer Persönlichkeiten John Kikel, Karl J. Stalzer, John Testin und andere zur Seite standen. Ernst Eppich hat danach die Organisation fast vier Jahrzehnte lang erfolgreich geführt. 2003 übernahm William Osanitsch. Derzeit: ?

Die Gottscheer Relief Assoc. ist ein Dachverband, dem folgende Organisationen angehören:

  • Gottscheer Kranken Unterstützungsverein
  • Österreichischer Männer Kranken Unterstützungsverein
  • Gottscheer Kranken Unterstützungsverein von New York
  • Gottscheer Central Holding Co. Inc.
  • Gottscheer Männerchor
  • Gottscheer Damenchor
  • Deutsch Gottscheer Gesangsverein
  • Gottscheer Vereinigung
  • Gottscheer Kegelklub
  • Gottscheer Fisch- und Jagdklub
  • Die Erste Gottscheer Tanzgruppe.

Am 17. August 1952 wurde in Deutschland die „Landsmannschaft der deutschen Umsiedler aus der Gottschee in Deutschland e. V.“ gegründet. Die Arbeit dieses Vereines gestaltete sich sehr schwierig, da unsere Landsleute verstreut in Deutschland leben. Es mußten Landesgruppen gegründet werden, die heute ihre Tätigkeit in Bayern, Baden Württemberg und Nord West entfalten. Erster Obmann des Vereines war Ferdinand Wittine. Der Verein führt heute den Namen „Gottscheer Landsmannschaft in Deutschland e. V.“ und wird vom Bundesvorsitzenden Erwin Meditz geleitet, der auch die Landesgruppe Bayern führt. Maria Schager ist Vorsitzende der Landesgruppe Nord West, Theodor Meditz leitet die Landesgruppe Baden Württemberg.

Auch die Gottscheer Landsleute in Kanada haben sich vereinsmäßig organisiert. 1955 wurde die Gottscheer Relief Assoc. in Toronto ins Leben gerufen. Erster Präsident war Rudolf Muchitsch; ab 1965 leitete Präsident Norbert Lackner den Verein. Derzeit: ?

In Graz wurde im Jahre 1963 ein weiterer Gottscheer Verein gegründet, die „Gottscheer Gedenkstätte“. Dieser Verein hat die Gottscheer Gedenkstätte in Graz Mariatrost geschaffen, die 1967 eingeweiht wurde. Lange Zeit stand dem Verein Ing. Kurt Göbl vor. Danach war Albert Mallner Vorsitzender, derzeit ist Mag. Renate Fimbringer die Vorsitzende.

In Slowenien wurde nach der Demokratisierung im Jahre 1992 der Verein „Gottscheer Altsiedler“ in Pöllandl gegründet. Erster Obmann war Hans Ivan Jaklitsch, danach stand der Organisation Dipl.Ing. August Gril über viele Jahre vor.  Auf Initiative dieser Gottscheer Organisation wurde das Kulturhaus in Krapflern gegründet. DI Grill wurde 2015 nicht wiedergewählt. Derzeit: ?

Ein weiterer Gottscheer Verein in Amerika ist die Gottscheer Heritage and Genealogy Assoc. (GHGA). Sie wurde 1992 gegründet und ein Jahr später in Colorado inkorporiert. Dr. Elizabeth Nick ist seit der Gründung Präsidentin. Ihr stehen namhafte Persönlichkeiten bei der Leitung bei.

Am 10. Februar 1994 wurde der Gottscheer Verein „Peter Kosler“ in Laibach gegründet, der unter der Leitung von Dipl.Ing. Erik Krisch steht. Auch ihm stehen namhafte Landsleute bei der Führung des Vereins zur Seite. Dieser Verein wurde im Jahr 2016 aufgelöst.

Ziel aller angeführten Gottscheer Organisationen ist die Erhaltung des Volkstums, der Gottscheer Kultur, der Gottscheer Sprache und des Liedes, der Tradition und des Glaubens. Daneben steht die Aufgabe zur Erhaltung der Gottscheer Kulturdenkmäler (Kirchen, Kapellen) in der alten Heimat. Aber auch die Gottscheer Geschichte wird nicht vergessen und darauf geachtet, dass sie nicht verfälscht wird. Eine wesentliche Aufgabe liegt auch darin, wissenschaftliche Ahnenforschung zu betreiben; es wird den Gottscheer Wurzeln nachgegangen. Die einzelnen Organisationen veranstalten jährlich, zum Teil mehrere, heimatliche Treffen. Damit bleibt der persönliche Kontakt zu den Landsleuten gewahrt. Sie können sich in ihrer Gottscheer Sprache unterhalten und erleben damit Heimat. Heimat lebt nur, wenn man die Kultur pflegt, weitergibt und seine Herkunft nicht verleugnet. Dass alle angeführten Vereinigungen untereinander engen Kontakt pflegen, ist daher selbstverständlich. Die Zielsetzungen werden in Besprechungen im Rahmen der Arbeitsgemeinschaft erörtert.

Quellenangaben:

Gottscheer Zeitung

Folge 8, Jahrgang 101 (88), August 2004

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