aus der Reihe: Gottscheer Flüchtlingsschicksale
Kann ein Mensch so viel Leid ertragen
von Maria Stalzer,
Hohenegg,
Rottenmann
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Mein Vater, Peter Schauer (*1898) in Oberwarmberg, nahm 1919 Pauline Kösel zur Ehefrau; wir waren dann sechs Kinder. Angesiedelt wurden wir in Pohantza (Rann/Sawe), die Brüder Hermann und Josef rückten ein, Josef fiel schon bald. Ich habe 1942 den Lm. Anton Stalzer aus Hohenegg geheiratet. Meine Eltern wurden dann nach Rietz/Sanntal umgesiedelt, in den dortigen Pfarrhof. In diesem Gebäude war auch die Polizeistation. Am 6. Oktober 1943 stürmten Partisanen den bewachten Pfarrhof, drangen nach tapferer Gegenwehr ein, erschossen meinen Vater und fünf der verteidigenden Polizisten an Ort und Stelle, jagten die überlebende Mutter mit den Kindern aus dem Haus und zündeten es an. Nun wurde der Familienrest nach Hohenegg/Cilli überstellt; auch dort wurden sie von den Partisanen dreimal überfallen und ihnen die gesamte Habe genommen. Dann kam die Flucht. Meine Mutter mit den beiden minderjährigen Kindern mit mir (mein Mann war inzwischen auch eingerückt, ebenso noch der dritte Bruder) und meinen beiden Kindern und meiner Kusine auf einem Wagen, zwei Pferden vorgespannt und einer Kuh hinten angebunden. Noch in Slowenien wurde meine Mutter von einem vorbeirasenden Militärfahrzeug erfaßt und tödlich verletzt. Einem Bauern, dessen Haus in der Nähe war, übergaben wir unsere sämtliche Habe; er versprach uns, die Tote zu beerdigen. Im Unglücksauto fuhren wir nun bis Feldkirchen in Kärnten; unser nächstes Ziel war Rottenmann/Steiermark. Dort fand mein Bruder Hans Arbeit bei einem Bäcker, er hat später die Tochter des Meisters geheiratet und lebt nunmehr dort. Wir anderen kamen ins Lager in Rottenmann, Anfang 1947 dann nach Oberösterreich. Hier traf ich mit meinem ältesten Bruder, Hermann, wieder zusammen. Wir arbeiteten bei einem Bauern für Unterkunft und Verpflegung. Als dann noch mein Gatte heimkehrte, war schon wieder viel Glück im Haus.
Mit meinem Mann und den Kindern zogen wir nach Altenmarkt, mein jüngster Bruder, kaum sechzehn Jahre alt, wanderte nach Amerika aus. Im Jahre 1949 hatten wir endlich ein annehmbares Heim und eine gute Arbeitsstelle gefunden, in einer Ziegelei in Hüttau im Salzburgischen. Hier erhielt ich die Nachricht, daß mein als dritter eingerückter Bruder, Albin, in Berlin an Unterernährung gestorben ist. Hermann hatte in Oberösterreich geheiratet und wanderte später mit seiner Familie nach Australien aus. Meine ältere Tochter fand Lehre und gründete sich die Familie in Rottenmann, die jüngere in Salzburg. Die letzte Station für meine Familie wurde dann Rottenmann, dort haben wir 1971 unser Eigenheim bezogen.
Quellenangaben:
1330 – 1941 Gottschee
Die ehemalige deutsche Sprachinsel
Heft 4 und 5
Bearbeitet von:
Wilhelm Lampeter und Ludwig Kren
Herausgeber:
Gottscheer Landsmannschaft in Deutschland
Weilheim 1994