Entwicklung des deutschen Schulwesens 1918 - 1939

Im 18. Jahrhundert war das Schulwesen in Gottschee noch kaum entwickelt. Es gab nur vereinzelt Not-Schulen und kaum Lehrer. Lediglich in der Stadt Gottschee gab es ab dem 17. Jahrhundert schon eine Volksschule, in der nur Kinder von „besseren“ Bürgern das Lesen, Schreiben und Rechnen erlernten. Im 19. Jahrhundert entstanden dann in den meisten Pfarrorten Volksschulen. Anlass dazu war auch das Reichsvolksschulgesetz vom 14. Mai 1869.

Die Gründungen erfolgten in den folgenden Jahren [2]:
Altlag 1818 – Mitterdorf 1819 – Mösel 1820 – Tschermoschnitz 1822 – Nesseltal 1829 – Rieg – 1829 – Stockendorf 1836 – Unterdeutschau 1839 – Pöllandl 1852 – Unterlag 1854 – Göttenitz 1854 – Suchen im Suchener Hochtal 1855 – Morobitz 1856 – Ebental 1863 – Stalzern 1874 – Unterwarmberg 1881 – Langenton 1882 – Maierle 1882 – Fachschule für holzindustrie in der Stadt gottschee 1882 – Schäflein 1883 – Maser 1883 – Hohenegg 1884 – Lichtenbach 1885 – Kindergarten in der Stadt Gottschee 1887 – Steinwand 1888 – Unterskrill 1888 – Gewerbliche Fortbildungsschule in der Stadt Gottschee 1889 – Lienfeld 1892 – Privatschule der Waisen- und Erziehungsanstalt in der Stadt Gottschee 1895 – Obergras 1895 – Altbacher 1898 – Reichenau 1905 – Verdreng 1905 – Reuter 1908 – Stalldorf 1909 – Rodine 1909 – Wertschitz 1910 – Niedertiefenbach 1923.

Im gesamten Bereich der Sprachinsel Gottschee wurde ausschließlich in deutscher Sprache unterrichtet – d.h. alle Schulen des Gottscheer Landes waren deutschsprachige Schulen. Der Unterricht erfolgte in Hochsprache, während überall am Land Gottscheerisch gesprochen wurde. Nur in der Stadt Gottschee sprachen fast alle Bewohner die Hochsprache.

Obige Karte zeigt die Standorte der Volksschulen in der Sprachinsel Gottschee im Jahre 1918, wobei an allen nur in deutscher Sprache unterrichtet wurde. [3]

Doch das Ende des 1. Weltkrieges mit der Gründung des SHS-Staates Jugoslawien brachte Ungemach für die Bewohner der Sprachinsel Gottschee. Die Gottschee war somit Teil des slawischen SHS-Staates. Es traten auf Grund von neuen Gesetzen umfangreiche Einschränkungen für die Gottscheer Bevölkerung, u.a. auch für den Bildungsbereich in Kraft.

Grob gesagt, war es das Ziel der neuen Machthaber, die deutsche Sprache in Gottschee auszulöschen. Die deutsche Sprache wurde verboten, Slowenisch als einzige Amtssprache zugelassen. Deutschsprachige Staatsbedienstete wie Lehrer, Post- und Bahnbedienstete u.a. wurden aus dem Staatsdienst entlassen, deutsche Kulturvereine aufgelöst, das Vermögen von deutschen Vereinen (wie das deutsche Studentenheim in Gottschee) eingezogen, deutsche Bibliotheken aufgelöst usw. Für das Bildungswesen in Gottschee war das fatal, da es ab diesem Zeitpunkt nur mehr slowenische Klassen gab, slowenisch sprechende Lehrer den Unterricht übernahmen, obwohl die Schüler kein Slowenisch verstanden.

Die folgende Karte zeigt die Situation im Jahre 1939 an den Gottscheer Schulen: [3]

Am besten verdeutlicht die folgende Grafik die Situation von 1919 – 1939 an den Gottscheer Schulen: [3]

Verfügte das Gottscheerland im Jahr 1918  noch über 71 deutschsprachige Lehrer, waren es im Jahr 1919 nur mehr die Hälfte und im Jahr 1939 nur mehr 4 deutschsprachige Lehrkräfte. Die entlassenen Lehrer waren, da sie in Jugoslawien keine Anstellung mehr bekamen, alle ausgewandert und unterrichteten in der Steiermark und vor allem in Kärnten. Der Großteil von ihnen hat dann nach 1945 bei den entstehenden Gottscheer Vereinen in Österreich mitgearbeitet.

Alle Lehrer haben bei der Übersiedelung nach Österreich auch viel Kulturgut mitgenommen. Im Gegensatz zu den im Jahr 1945 geflüchteten Gottscheern, die nichts mitnehmen konnten und alles verloren haben, konnten die Lehrer und andere ehemalige Staastbedienstete bei der Übersiedelung ihr ganzes Hab und Gut nach Österreich mitnehmen. So sind noch Gegenstände (Bücher, Fotos, Gemälde … ) aus der Gottschee, aber auch alte Gottscheer Kalender und alte Ausgaben der Gottscheer Zeitung erhalten geblieben.

Quellen:

[1] Hermann Leustik

[2] Gottscheer Kalender 2010, Gottscheer Gedenkstätte Graz-Maria-Trost

[3] Herbert Otterstädt, Gottschee – Verlorene Heimat deutscher Waldbauern, 1962, Panonnia Verlag, Freilassing