Essgewohnheiten der Gottscheer

Das Gottscheerland war ein geschlossenes Siedlungsgebiet. Die Sprachinsel wurde zu Beginn des 14. Jahrhunderts unter der Herrschaft der Grafen Ortenburg besiedelt. Das Gebiet umfaßte ca. 870 km2, zählte 176 deutsche Ortschaften und Weiler; die Stadt Gottschee war das Zentrum. Die deutsche Sprachinsel Gottschee bestand bis zum Jahreswechsel 1941/1942. Zu dieser Zeit wurden die Bewohner umgesiedelt.

Das Land, das bis dahin unbewohnt und Urwald war, wurde von den Besiedlern urbar gemacht. Sie waren in der Bewirtschaftung des Landes, das sie unter härtesten Bedingungen zur Kulturlandschaft machten, auf sich selbst angewiesen. Der Gottscheer ernährte sich von Produkten, die aus dem erzeugt wurden, was das Land bot. Wenn man von Salz, Zucker, Speiseöl, Reis, Rosinen und anderen Kolonialwaren, die sich nicht jedermann leisten konnte, absieht, gedieh im Land alles. Es wurden Speisen zubereitet, die der Bauer am Hof selbst erzeugte. Je nach Jahres- und Arbeitszeit waren sie unterschiedlich. Im wesentlichen handelte es sich um kräftiges und deftiges Essen, das sehr kalorienreich war.

In einzelnen Gegenden des Landes – das Land gliederte sich in 5 Talschaften – wurden dieselben Speisen teilweise verschieden zubereitet, wie in den Rezepten aufgezeigt wird.

Auf einem Gottscheer Bauernhof

Der Gottscheer ernährte sich von Produkten, die aus dem erzeugt wurden, was das Land bot. Wenn man von Salz, Zucker, Speiseöl, Reis, Rosinen und anderen Kolonialwaren, die sich nicht jedermann leisten konnte, absieht, gedieh im Land alles. Es wurden Speisen zubereitet, die der Bauer am Hof selbst erzeugte. Je nach Jahres- und Arbeitszeit waren sie unterschiedlich. Im wesentlichen handelte es sich um kräftiges und deftiges Essen, das sehr kalorienreich war.

Am Gottscheer Bauernhof gab es zunächst die üblichen Milch- und Fleischspeisen sowie Brote. Als Gemüse wurden im wesentlichen Kraut oder Rüben verwendet sowohl frisch als auch gesäuert. Die gängigen Grundnahrungsmittel kehrten in verschiedenen Zubereitungsformen immer wieder.

In der Konservierung der Speisen waren die Gottscheer sehr erfinderisch. Das Schweinefleisch wurde durch Selchen haltbar gemacht, die erzeugten Würste entweder in Fett eingelegt oder getrocknet in Weizenkorn aufbewahrt. Eier, die zwischen dem Großfrauentag (15. August) und dem Kleinfrauentag (8. September) gelegt wurden, bewahrte man ebenfalls in Weizenkorn auf. Sie hielten sich gewöhnlich bis Weihnachten. Mehlvorräte machte man dadurch haltbar, daß ein blankes Eisen (Hammer, Hufeisen, Hacke) in das Mehl gegeben wurde. So verdarb es nicht und blieb frisch.

Speisen, Essensbräuche. Eßgewohnheiten und -sitten spiegeln die Eßkultur der Bevölkerung eines Landes wider. Daher werden nun einige typischen Hauptspeisen der Gottscheer-Region angeführt, wie sie im Jahreskreis an bestimmten Tagen, zu einzelnen Festen oder im Alltag zubereitet wurden. Auch das damit zusammenhängende Brauchtum wird kurz angedeutet.

Milch hatte jeder Bauer. „Gerstenkaffee“ konnte er selbst rösten (brennen). Auf alten Gehöften wurde bis in die jüngste Zeit die Milch nicht auf der Herdplatte, sondern in einem irdenen Topf im Ofen gekocht. Die so gekochte Milch hatte eine braun versengte Haut, die den Kindern meistens sehr gut schmeckte. Milch und Sterz waren in der Früh und am Abend das Hauptessen, manchmal unterschiedlich zubereitet. In der Früh wurde Sterz zu Milch oder Gerstkaffee gegessen. Abends kehrten die „Ganz∂lain“ mit Sauerkraut oder sauren Rüben wieder. Der Sterz tauchte auch noch in der Variante Erdäpfelsterz mit Bratenfleisch („gemochet∂ Ganz∂lain und Vloischkraipm“) auf, insbesondere in der Zeit nach Fasching bis zur Mahdzeit, jedoch nur zu Mittag. Dazu gab es wieder Sauerkraut oder saure Rüben.

Ab der Mitte des vorigen Jahrhunderts haben friulanische Maurer und Steinmetze auch Polenta in der Gottschee bekannt gemacht. Diese Speise wurde von der Bevölkerung gern angenommen. Polenta bereitete man in Kesseln auf offenem Feuer zu, und sie war besonders bei der Waldarbeit eine beliebte Speise.

Kraut und Rüben wuchsen in großer Menge auf den Gottscheer Feldern. Nahezu jeder Bauer hatte eigene Kraut- und Rübenbottiche, in denen das Gemüse im Spätherbst eingesäuert wurde, so daß der Vorrat bis ins Frühjahr reichte. Beim Einsäuern halfen die Nachbarn mit. Rübenstoßen und Krautschneiden fand meistens am Abend bis spät in die Nacht hinein statt. Bei diesen Tätigkeiten wurden allerlei Geschichten erzählt, auch manches Lied ertönte. Daß die eingesäuerten Rüben und das Kraut auch einer speziellen Wartung bedurften, soll besonders erwähnt werden, denn diese war eine Kunst, die jede Bäuerin beherrschen mußte.

Erdäpfel gediehen im gesamten Gottscheerland recht gut. Sie kamen in unterschiedlichster Zubereitungsart auf den Tisch und bildeten die Zuspeise zur Hauptmahlzeit. Auch jede Art von Korn wuchs: Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Hirse und Buchweizen. Roggen wurde wenig angebaut.
Selbstverständlich reifte auch der Mais, außer im Suchener Hochtal. Mais („türkischer Weizen“) war das Rohprodukt für die schon erwähnten „Ganzn“.

Alle Kornarten wurden entweder daheim von Hand- oder Wassermühlen, später auch von der Dampfmühle in der Stadt Gottschee gemahlen. Die Kleie („Trebeid∂“), die der Müller zurückgab, diente besonders für Schweine als Viehfutter. Grundsätzlich gab es nur Steinmühlen und nicht, wie heute üblich, Walzenmühlen. Das in Steinmühlen hergestellte Mehl schmeckte würziger. Das war nicht nur Einbildung, denn es wurde ja nicht gefiltert und blieb daher naturbelassen. Brot, Gebäck und Sterz mundeten jedenfalls ausgezeichnet.

Vor dem Mahlen mußte der Mais „hergerichtet“ werden. Die einzelnen Maiskolben wurden nach dem „Boitsa vashn“ (auch „Boits∂ scheln“) in Viererzöpfe gebunden und meistens vor den Häusern oder Scheunen zum Trocknen aufgehängt. Im Winter wurden die Kolben gerebelt und die Körner noch einmal auf dem Kachelofen getrocknet, ehe sie gemahlen wurden. Das Maisrebeln bescherte ebenso wie das schon erwähnte Rübenstoßen, Krautschneiden und das Bohnenauslesen, schöne und lustige Arbeitsabende.

Hirseernte

Hirse wurde bis zuletzt mit dem Dreschflegel vom Stroh getrennt. Die auf Tüchern getrockneten Hirsekörner schälte man im sogenannten „Stampf“. „Hirsch∂ nai∂n“ war überhaupt eine interessante Tätigkeit.

Hirse wurde bis zuletzt mit dem Dreschflegel vom Stroh getrennt. Die auf Tüchern getrockneten Hirsekörner schälte man im sogenannten „Stampf“. „Hirsch∂ nai∂n“ war überhaupt eine interessante Tätigkeit. Die ungespälzte Hirse wurde in einen ausgehöhlten Baumstamm gefüllt, mit einem Holzstock, der im oberen Teil hammerförmig erweitert war, so lange „eingeschlagen“, bis sich die Außenhüllen von den Körnern lösten. Die aus Hirse hergestellten „Hirsh∂tsautlain“ schmeckten sehr gut.

Die Gottscheer Bäuerin buk das Brot selbst. Es wurde meist aus gemischtem Mehl („mischochain Mal“) hergestellt. In der Regel wurde Weizen mit etwas Roggen gemischt, aber auch mit Gerste und Hafer, manchmal mit etwas Mais. Gebacken wurde im eigenen Ofen. Brot vom Bäcker gab es erst in den letzten Jahren.

Eine Hauptspeise, wenn auch nicht das Hauptnahrungsmittel, war verschieden zubereitetes Fleisch. Am häufigsten wurde Schweinefleisch gegessen. Dieses gab es in zwei Arten: „grünes“ und „dörr∂s“ (geselchtes) Fleisch. Es stammte grundsätzlich aus der eigenen Hausschlachtung. Andere Fleischarten wurden erst in jüngster Zeit häufiger verwendet und beim Fleischer zugekauft. Schlachtzeit war von Ende November bis gegen Ende Februar, also in der kalten Jahreszeit. Jeder Bauer führte je nach Größe seines Besitzes und seiner Familie ein bis vier Schweineschlachtungen durch. Die nicht zum Selchen geeigneten Stücke mußten möglichst rasch verbraucht werden. Die zum Selchen bestimmten Teile wurden zuvor in die Sur gelegt und mit verschiedenen Gewürzen präpariert. Die Selchstücke und auch die Würste wurden zumeist in der eigenen Selch geräuchert. Sie hielten sich bis in den Sommer hinein.

Auch Fleischgrammeln („Vloischkraipm“) wurden zubereitet, die besonders zum Erdäpfelsterz paßten. Die „Vloischkraipm“ bewahrte man mit Fett übergossen in irdenen Töpfen auf. Auch Sülze, Blut- und Lungenwürste kannte man. Während Blutwürste zum baldigen Verzehr gedacht waren, wurden die Lungenwürste angeselcht und getrocknet. Sie waren eine vorzügliche Beilage zu Gerstenbrei und zu Runkelrüben mit Erdäpfeln („Rikk∂l mit Earpfln“). Lungenwürste gaben der Speise einen guten Geschmack und galten für Kenner als Delikatesse.

Schweinestall

Schlachttage waren „Festtage“. Schon am Vormittag aß man geröstete Schweinsleber. Tagsüber wurde „grünes“ Fleisch in verschiedenen Zubereitungsarten (gebraten, gekocht,.. ) angeboten. Am Abend gab es ein Festessen,“ ‚d Gescht∂“. Aufgetischt wurden Schweinssuppe mit hausgemachten Nudeln, gekochtes Schweinefleisch, Röstkartoffeln, Sauerkraut oder saure Rüben und zum Abschluß Dörrpflaumenkompott. Most wurde zwischendurch gereicht.

Schlachttage waren „Festtage“. Schon am Vormittag aß man geröstete Schweinsleber. Tagsüber wurde „grünes“ Fleisch in verschiedenen Zubereitungsarten (gebraten, gekocht,.. ) angeboten. Am Abend gab es ein Festessen,“ ‚d Gescht∂“. Aufgetischt wurden Schweinssuppe mit hausgemachten Nudeln, gekochtes Schweinefleisch, Röstkartoffeln, Sauerkraut oder saure Rüben und zum Abschluß Dörrpflaumenkompott. Most wurde zwischendurch gereicht.

An der „Gescht∂“ nahm das Hausgesinde teil, und auch die Nachbarn wurden zum Mahl geladen. Im Mittelpunkt stand die Bäuerin, die das prächtige Schwein gemästet hatte.

Gemüse, (Bohnen, Erbsen, Salat, Rettich, Gurken, Kraut usw.) wurde als Zuspeise bzw. Beilage zu den verschiedenen Hauptgerichten serviert. Das Hausgetränk des Gottscheer Bauern war neben dem reinen Ouellwasser eigener Apfel- oder Birnenmost. In den Gottscheer Gegenden, in denen die Weinreben gut gediehen, war natürlich auch der Wein Hausgetränk. Bei Arbeiten auf dem Felde wurden die Getränke in eigenen Holzgefäßen mitgenommen. Es waren dies das „Pütschale oder die „Banka“, in denen der Inhalt lange kühl blieb.

Abgesehen von einigen Anlässen und Feierlichkeiten, erscheinen uns die Mahlzeiten der Gottscheer aus heutiger Sicht wenig abwechslungsreich. Auf das Frühstück und Abendessen wurde oben bereits hingewiesen.

Das „Menue“ zu Mittag bestand größtenteils aus einer Suppe und einer Hauptspeise („Tsautlein, Khnellain,..“).
An Donnerstagen gab es manchmal auch Fleisch (Selchfleisch mit Kraut, Erdäpfelsterz mit Fleischgrammeln, u.s.w.)
Eine besondere Stellung unter den Wochentagen hatte der Freitag, galt doch dieser als Fasttag. Es wurden Bohnen, gemischt mit Sauerkraut oder sauren Rüben, und Kartoffeln serviert. An großen Fasttagen (Aschermittwoch, Karfreitag) und an den Tagen vor den großen kirchlichen Festtagen verwendete man kein Schweinefett. Abgeschmalzen wurde mit Butterschmalz . Die Erdäpfel wurden auch nicht geröstet.

An Donnerstagen in der Faschingszeit gab es zu Mittag die sogenannten „Pfinstogmannlein“ (Donnerstag-Männlein ). An diesen Tagen war es üblich. Selchfleisch mit Sauerkraut zu kochen. Die Selchsuppe vom gekochten Fleisch wurde mit verschiedenen Kräutern (Petersilie und Gundelrebe…) gewürzt und schmeckte besonders gut mit gestampften Erdäpfeln.

An Sonntagen bereitete man ein kleines „Festessen“ . Es gab „grünes“ und „darr∂s“ Fleisch mit diversen frischen Zutaten aus dem Hausgarten. Die Suppeneinlage bildeten fast immer hausgemachte Nudeln, oft auch „aüsg∂zöchnai Khnellain“. Anstelle von Fleisch gab es manchmal nur ein „Earepfltsautle“.

Besonderes wurde in der Faschingszeit aufgewartet: Krapfen, „Pfontsautlein“. Am Faschingsdienstag sollte man neunmal Sauerkraut essen, „daß einen der Wind nicht fortträgt!“ Im übrigen waren die Tage vom Faschingssonntag bis Faschingsdienstag die sogenannten „Närrischen Tage“: „Wraßmantokh“, „Scheißeartokh“ und „Prantlmittöch“. An diesen Tagen ging es hoch her. Fast überall gab es Veranstaltungen, an denen alle im Dorf teilnahmen. Am Faschingsdienstag durfte nicht genäht werden. Es kam sogar vor, daß man sich an diesem Tag in der Nacht noch einmal zum Essen setzte, um ja satt zu sein, wenn mit Mitternacht der Aschermittwoch begann.

Der Aschermittwoch wurde als strenger Fasttag gehalten. Da gab es zuerst einmal – nichts, erst am Abend eine leichte Suppe (Erdäpfel- oder Krautsuppe ohne Fett). „Unsere Alten schälten an diesem Tage eine weiße Rübe so, daß die Schale in einem langen Kringerl ganz blieb. Sie wurde am Ofen auf einer dort angebrachten Trokkenstange getrocknet, und am Karfreitag mußten alle Familienmitglieder auf nüchternem Magen davon essen. Dies sollte an die Galle erinnern, die Jesus am Kreuzesstamm gegeben wurde“ (Sophie Moschner, geb. König, gest. 1991, briefliche Mitteilung).

In der vierzigtägigen Fastenzeit wurde sparsam gekocht, als Fett nur Butterschmalz verwendet. Folglich verwundert es nicht, daß das Osterfest herbeigesehnt wurde, wollte man doch wieder einmal nach Herzenslust essen.

Fleischweihe

Zu Ostern gab es selbstverständlich den Osterschinken. Frauen oder Mädchen trugen ihren Weihkorb („Baichzischt∂“), der aus weißen, geschälten Weidenruten kreisrund geflochten war, am Karsamstag in die Kirche.  Von dem Geweihten durfte erst nach der Auferstehungsprozession gegessen werden. Es ist auch bekannt und überliefert, daß viele Landsleute erst am frühen Ostermorgen von den geweihten Speisen gegessen haben.

Zu Ostern gab es selbstverständlich den Osterschinken. Frauen oder Mädchen trugen ihren Weihkorb („Baichzischt∂“), der aus weißen, geschälten Weidenruten kreisrund geflochten war, am Karsamstag in die Kirche. „Die Zischt∂ wurde sorgfältig und liebevoll gefüllt. Da kamen viele Leckerbissen hinein: a Shleg∂le, (eine geselchte Schulter), Selchwürste, bunte Eier, Weißbrot, Kletzenbrot, eine Nußpotitze, Magerbrot und a echtai Vill∂ (Fülle). Salz und Kren durften natürlich nicht fehlen. Der Korb wurde mit einer gehäkelten oder gestickten Decke zugedeckt. Von dem Geweihten durfte erst nach der Auferstehungsprozession gegessen werden. Es ist auch bekannt und überliefert, daß viele Landsleute erst am frühen Ostermorgen von den geweihten Speisen gegessen haben. Nach dem Kirchgang am Ostersonntag blieben die Leute zu Hause und die Gasthäuser leer.

Der Ostermontag war der sogenannte „Tschelltok“ („Tschell“: Gesell, Kamerad). Erstmals wieder durfte Musik aufspielen. Kinder und Jugendliche vergnügten sich auf fein gesäuberten Tennen oder Scheunen, Erwachsene im Gasthaus. Die Fastenzeit war endgültig vorüber!

Festessen“ bereitete man im Gottscheerland auch an anderen großen Festtagen des Jahres (zu Pfingsten, zu Weihnachten, an Kirchtagen, bei Hochzeiten und anderen Familienfesten) zu. An diesen Tagen gab es Fleischspeisen wie: Schnitzel, Schweinebraten, Kalbsbraten, Huhn, gekochtes Rind- oder Schweinefleisch. Das Fleisch wurde häufig gekocht, um so eine schmackhafte Suppe – sie durfte bei keiner Mahlzeit fehlen – zu erhalten. Als Zuspeisen dienten geröstete Erdäpfel, Erdäpfelpüree, Knödel oder allenfalls Reis. Als Salat gab es grünen Salat, rote Rüben, „Pauglein“ (Bohnschoten ) oder Kraut.

An Kirchtagen kochte man in den einzelnen Ortschaften verschiedene Speisen. Die „Pobolits∂“ durfte aber als Nachspeise nirgendwo fehlen. Sonst wurde gekocht und gegessen wie an Festtagen.
Die Mahdzeit war für den Bauern Schwerstarbeit. Es wurde durchwegs mit der Sense gemäht, händisch verstreut („gebontlt“), gewendet („gekehrt“), gerecht („gerachat“) und aufgeladen. Diese Arbeiten verlangten eine kräftige Ernährung. „Frauen brachten den Mähern das Frühstück („Voarmais“). Es war die erste erholsame Pause. Das Essen war in einer gemeinsamen Schüssel bereitgestellt. Diese stellte man auf ein Kreuz, das aus zwei längeren Gräsern angedeutet wurde. Um den Segen Gottes bat man im gemeinsamen Gebet. Die Verköstigung der Mäher war sehr einfach: Shuppig∂ Earpfla, aüsgazöchnai Khnellain, Gerstenbrei oder auch Tsautlein und in seltenen Fällen ein geselchtes Ruknschtilkle. A Frakal∂ Prompain wurde da und dort vor der Voarmais gereicht. Für durstige Leute wanderte das Pütsch∂le mit Most von Hand zu Hand.“

Getreideernte

Wenn das Getreide reif war, wurde es mit den Sicheln händisch geschnitten und in Garben gebunden; teils auch zum Trocknen aufgestellt oder „g∂rokklt“.

Wenn das Getreide reif war, wurde es mit den Sicheln händisch geschnitten und in Garben gebunden; teils auch zum Trocknen aufgestellt oder „g∂rokklt“. Das Getreide drosch man mit handgetriebenen Dreschmaschinen, welche meist der Ortsgemeinschaft gehörten. Das Dreschen war auch eine sehr schwere Arbeit, daher gab es wieder ein entsprechend kräftiges Essen: gekochte, geselchte Schulter, Würste, Eier, „gutes Brot“, in manchen Gegenden auch „aüsg∂zöchnai Khnellain“ (Viktor Stalzer, 1991, mündl. Mitteilung). Wenn die Ernte besonders gut war, leerte man auch eine Flasche Wein. Einen besonderen Nährwert hatte das in Weißwein getunkte „Schartelbrot“. Dieses bekamen die Männer an der Dreschmaschine. Neben den Arbeits- und Erntefesten wurden auch bei Familienfesten (Hochzeiten, Geburten, Taufen, u.a.) besondere Speisen zubereitet.

Eine Hochzeit war für die ganze Ortschaft ein Festtag. Gehochzeitet wurde übrigens nur an Montagen. Die Feierlichkeit begann beim Haus der Braut mit einem Umtrunk. Danach fand die Trauung in der Kirche statt. Nach der Trauung wurde meistens im Ortsgasthaus gefeiert. An der Hochzeitstafel aß man überaus üppig und gut. Die Speisefolge sah ursprünglich folgendermaßen aus:

  1. Gang: Rindsuppe mit hausgemachten Nudeln, Rindfleisch, geröstete Erdäpfel, Zwiebelsoße und Salate je nach Jahreszeit.
  2. Gang: Kalbsbraten mit Erdäpfeln oder Reis, mit grünem Salat und roten Rüben („roat∂ Ron“).
  3. Gang: Backhendl mit Krautsalat, als Kompott Dörrpflaumen.
  4. Gang: „Pobolits∂“ und Kaffee.

„Feines“ Brot („Schartlproat“, Nußpotizen) , „Pfontsautlain“ (Schneebälle) gelegentlich Krapfen und Wein standen immer auf dem Tisch. Fand die Hochzeit in der kalten Jahreszeit statt, gab es auch Glühwein.

Wenn das Fest sehr lange andauerte, servierte man noch Einmachsuppe („Ig∂moch∂ts“) vom Kalbfleisch. Nach dem Essen wurde mit einem ausgehöhlten Brotlaib für das Brautpaar gesammelt; dazu wurde entsprechend gesungen („Zuah lei zuah….“).
Bei Geburten bekamen die Wöchnerinnen nach der Niederkunft Kraftnahrung: ungesalzene Hühnersuppe mit in Rinderschmalz gerösteten Brotscheiben, denen heilende Wirkung zugeschrieben wurde, wobei die Suppe mit etwas Wein „verfeinert“ wurde. Die Hebamme bekam die besten Speisen, die das Haus zu bieten hatte. Die Verwandtschaft steuerte der jungen Mutter die sogenannte „Böchitsa“ (auch: „Wöchits∂“; bei. Zuerst aber brachte die zukünftige Taufpatin einen Korb mit mehreren „Böchits∂n“ für die ganze Familie und Leinwand für das Kind.

Nur die bekannten Namenstage, wie Josef, Franz, Anton, Johann u.a. wurden gefeiert. Es waren dies Festtage für die Familie und die nahe Verwandtschaft.

Nach Beerdigungen wurden die Verwandten, Nachbarn und Freunde auf „d∂ Shib∂nt∂“ ins nahe Gasthaus eingeladen. Es gab Wein und Schartleinproat („G∂goss∂n∂s Proat“ oder „Aüsg∂belg∂t∂s Proat“). Wer es sich leisten konnte, ließ Würste und Käse auftischen. Träger und Grabmacher, die abseits an einem Ecktisch saßen, bekamen nach alter Sitte je einen halben Liter Wein und ein großes Stück Brot.

Das „Tsautle“ nahm im Brauchtum einen besonderen Stellenwert ein. Der Gottscheer war und ist im allgemeinen sehr gläubig. Er hat daher schon immer viel gewallfahrtet. Auf den Weg wurde das „Wallfahrtstsautle“ (auch „Göttschbakh-Tsautle“) mitgenommen. „Nach den Feierlichkeiten in der Kirche (Leonhardsberg bei Göttenitz) durfte das Brot nur gebrochen werden, weil es ja geweiht war.“

Jene, die das Heim verließen (auch Auswanderer) bekamen „dos Jökatsautle“ (das Zeltlein zum Trost beim Weinen) mit auf den Weg. „Vechitslain“ (ein besonderes Brot) verteilte man zu Allerseelen an ärmere Dorfbewohner.

Sippling

Zu Weihnachten wurde für die ganze Familie der „Shipplinkh“ und für jedes Kind eine „Taube“ gebacken.

Zu Weihnachten wurde für die ganze Familie der „Shipplinkh“ und für jedes Kind eine „Taube“ gebacken. Zu Ostern hatte das „Tsautle“ die Form eines Rades.

Noch eine Besonderheit:
Im Herbst ging der Gottscheer auf Bilchjagd. Siebenschläfer gab es in den Wäldern genug. Sie nährten sich von Haselnüssen, Bucheckern und wildem Obst. Zum Fang der Bilche wurden selbsterzeugte Fallen, sogenannte „Matzlein“ verwendet. Teilweise stellte man auch „Tölze“ auf. Diese „Jagd“ wurde des Nachts ausgeübt. Besonders eifrige Fänger übernachteten sogar in den Wäldern. Bis zu hundert Tiere gingen in die „Matzlein“, in denen ein Stück Apfel als Köder diente. Erst, wenn der erste Frost kam, also Ende Oktober, endete die Bilchjagd. Dem Fleisch und dem Fett der Siebenschläfer wurden Heilwirkung zugeschrieben. Das Fleisch bereitete man unterschiedlich zu. Aus dem Fett, der „Schmer“, wurde Öl gemacht, das als Heilmittel verwendet wurde. Die Felle benützte man zur Herstellung von Pelzhauben („Pilichkappen“) oder als Innenfutter von Kleidungsstücken.

Quellenangaben:

Krauland Horst, Michitsch Erwin
Gottscheer Kochbuch
Eigenverlag
Klagenfurt 1993