Einfacher hat es der Geograph. Wenn auch das Ansiedlungsgebiet anscheinend nie genau vermessen wurde, so dürfte der Annäherungswert von 810 km2 (Ausdehnung: N – S 15 km, W – 0 25 km) doch der Realität sehr nahe kommen. Die schluchtartigen Täler der Kulpa im Süden und Südwesten, die das Suchener Hochland (151 m) im Westen begrenzenden Berge, aber auch der Wildbach im Osten verleihen diesem Ländchen mit Hochlandcharakter den Eindruck geographischer Einheit, den auch die das Land von NW nach SO durchziehenden Erhebungen Hornwald (1100 m), Friedrichsteiner Wald (1068 m) und Rieger- Göttenitzer Bergland (1291 m) nicht stören, sondern eher bestätigen. Während also im SO aus dem Becken von Tschernembl (Crnomelj), 156 m hoch, bis nach Maierle (600 m) rund 450 Meter an Höhe zu überwinden sind, liegen zwischen Pöllandl (200 m) und dem Hornwald 900 Meter! Offener ist der „Poljenweg“ von Reifnitz (Ribnica), 491 m, durch das Haupttal in die Stadt Gottschee (460 m) bzw. nach Göttenitz (620 m). Dem aufmerksamen Betrachter wird bald klar, daß wir es hier tektonisch mit einem treppenartigen Aufbau des Landes zu tun haben. Das am tiefsten gelegene Tal, jenes von Pöllandl, umfaßt rund 12 km2 und beherbergte 1930 je Quadratkilometer 90 Einwohner, das etwa gleich große Hochtal von Suchen 60 je km2; ebenso viele je km2 lebten im 130 km2 großen Haupttal, während im an Ausdehnung etwas kleineren Tal von Rieg-Göttenitz (120 km2) 24 Einwohner je km2 wohnten.
Die Wissenschafter zählen unser Ländchen geologisch zu den Dinariden; dolomitische Triaskalke bilden es. Im Erscheinungsbild gibt es allerdings Feinheiten: während sandige Lehme des Werfener Schiefers aus NW (über Soderschitz – Sodrazica und Niederdorf – Dolenja yas) in das Haupttal eingeschwemmt wurden und hier eine Schicht fruchtbarer Ackerkrume bildeten (die übrigens in den südlicher gelegenen Landschaften fehlt), ist das Polje von Göttenitz – Rieg eine vielgipflige Hochebene und die Landschaft um Suchen eine Hochtalwanne; der wenige Kilometer breite Taltrog der Moschnitze ist um Pöllandl klimatisch sehr begünstigt, aber um den Ort Tschermoschnitz (Crmosnjice) bereits gebirgsfrisches Hochtal (437 m).
Der Ausdruck „Polje“ ist bereits gefallen, ein Wort aus dem Slawischen für einen Begriff aus der Geomorphologie (Lehre von der Erdoberfläche), der in der Landschaft der Dinariden erstmals wissenschaftlich untersucht wurde. Wir kommen damit zu den Karsterscheinungen! Die ungeheure Wachstumskraft des Waldes (Zuwachs 6 m3 je Jahr) und seine Zählebigkeit ließen im Gottscheer Land den entblößten Karst, wie ihn das südlicher gelegene Dalmatien oder Istrien kennen, nicht aufkommen. Erhebung der schildförmig aufgewölbten Landschaft, damit Absenkung des Grundwasserspiegels (Dr. Norbert Krebs), und Einwirkung des Regenwassers auf die zerklüfteten Triaskalke sind Voraussetzungen für diese Erscheinungen, die Laien wie Forscher fesseln. Kennzeichnend dafür ist die Wasserarmut an der Erdoberfläche. In der Rinshe, mit ca. 14 km Länge der einzige nennenswerte „Fluß“ des Ländchens, finden wir das Musterbeispiel eines Karstflusses. Seine Quellen (Reabarprünn, Ubrich, Roashnprünn) liegen am Ostfuße von Loschiner und Windischdorfer Nock, sie versiegen nie. In der Rinshe kann nach 100 Metern bereits gebadet werden, sie treibt nach 500 Metern schon die erste Mühle, und die Schlinge, in der nach dem Türkeneinfall von 1471 die neue Stadt errichtet wurde, ist nur fünf Kilometer vom Ursprung entfernt. Der Fluß läßt fast kein Gefälle erkennen, sein Wasser verschwindet in den Sauglöchern zwischen Grafenfeld und Lienfeld, bei Hochwasser (das größte verzeichnete 1876; damals stand das Wasser neun Tage in der Stadt) reicht es aber bis knapp vor Mösel.
Rund 18 km Flußlauf ist dem Wildbach, der bei Mitterdorf in der Moschnitze entspringt, zugemessen; von der wirtschaftlichen Bedeutung dieses Gerinnes zeugen die Angaben im Urbar 1574, denn 23 Mühlen waren abgabepflichtig! Der Rieger Bach (3 bis 5 km Flußlauf) trieb wie auch jener von Tiefenbach einige Getreidemühlen.
Höhlen, die durch die Tätigkeit des unterirdisch fließenden Wassers entstanden, gibt es Dutzende, die bedeutendsten hatten Namen. So kannten wir das Weite Loch bei der Ortschaft Koflern (Koblarji), die Frauengrotte bei Mitterdorf (Stara cerkev), die Dreibrüdergrotte auf dem Friedrichsteiner Zug, die Grotten bei Seele (Zeinje), die mehrere verschieden ausgebildete Räume umfassen und Tropfsteine aller Größen und Formen aufweisen. Besonderheiten bilden die sogenannten Eishöhlen (z. B. jene auf dem Friedrichsteiner Zug oder jene von Kuntschen), während die vielen Einbrüche (,Grüabm‘) oberirdische Karsterscheinungen darstellen, die der Fachmann ,Doline‘ oder, in größerer Ausformung, ,Polje‘ nennt. Von der Größe dieser Dolinen erhält man eine Vorstellung, wenn man weiß, das z.B. ,da Hirisgrüaba‘ bei Oberloschin etliche Fuhren Heu lieferte.
Das Klima zeigt maritime und kontinentale Einflüsse. Messungen der Auerspergischen Forstverwaltung im Auftrage der Meteorologischen Anstalt Wien (1871 – 1918) ergaben Höchsttemperaturen von +36 Grad, die Juliisotherme beträgt 22 bis 24 Grad (Südfrankreich, Ungarische Tiefebene); die Jännerisotherme (zwischen +2 und 0 Grad) läßt auf einen strengen Winter schließen. Kennzeichnend sind die beständigen Nebelbildungen im Herbst sowie die hohe Niederschlagsmenge (Stadt Gottschee 1570 mm).
Wirtschaftliche Verhältnisse hängen ab vom Raum und den diesen gestaltenden Menschen; Geschichte, Kultur, aber auch Politik wirken auf die Wirtschaft ein. Dies läßt sich in Gottschee, wo lokale und materielle Begrenztheit unübersehbare, unüberwindbare Faktoren waren, besonders verfolgen.