Als am 8. Mai 1945 die Gottscheer zu spät und fluchtartig das Umsiedlungsgebiet verlassen „durften“, blieb dort fast alles an Hab und Gut, so auch alle Vereinsutensilien, zurück. Neben der Vereinsfahne mit den zahlreichen Stiftungsbändern, den Silberkelchen, Pokalen und dem Trinkhorn des Gottscheer Gesangsvereines blieben auch sämtliches Notenmaterial, wertvolle Bilder (von Ruppe), Vereinsfotos und die so wichtigen Unterlagen (Sitzungs- und Versammlungsprotokolle aller Vereine) – für uns verloren – zurück.
Schon einmal haben die Gottscheer – 1919 – das gesamte Vereinsvermögen verloren. Im Laibacher Museum war nach dem Ersten Weltkrieg die beschlagnahmte schwarz-rot-goldene Fahne des Deutschen Turnvereines aus Gottschee zu sehen: vielleicht können Jugoslawienbesucher dort nun auch weitere Vereinstrophäen aus der verlorenen Heimat besichtigen.
Wegen der fehlenden Unterlagen ist es schwer, genaue Vereinsgeschichten zu schreiben. Nur weil ich die letzten zwölf Jahre in der Gottscheer Heimat als Schriftführer des Gottscheer Gesangvereines, als Turnwart und Vorturner beim Turn- und Sportverein und auch beim Leseverein tätig war, ist es mir aufgrund meiner Erinnerungen und meiner Fotos möglich, über die Vereinsgeschichte in der ehemaligen Heimat zu schreiben. Teilweise habe ich auch die verschiedenen Jahrgänge der „Gottscheer Kalender“ zu Rate gezogen (vor allem den Beitrag über die Gottscheer Spar- und Darlehenskasse), trotzdem erhebt meine Darstellung keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Wenn ich fallweise auch Zitate aus diesen Kalendern anführe, so geschah es, um auch den Geist der damaligen Zeit zu bannen, ihn in die Gegenwart herüberzubeschwören, denn er macht vieles verständlich, was sonst unverstanden bliebe: Der Unterschied zwischen der geistigen Haltung von damals und von heute ist ja doch viel zu groß.