Eine Lücke klafft
nun bis zum 15. Jänner 1898 als – erraten! – Franz Obermann seine „Gottscheer Mittheilungen“ herausbringt. Die Hauptanschrift ist wieder Währinger Straße 18 (vielleicht seine Wohnung?). Als Erscheinungsort(e) trägt die Zeitung die Namen Wien, Gottschee (dieses fettgedruckt) und Laibach, gedruckt wurden diese Mitteilungen bei Plaut & Co. in Wien. Die erste Nummer wird unter Jahrgang IV geführt, offensichtlich will sie Obermann als Fortsetzung jener „Mittheilungen des Vereins der Deutschen aus Gottschee“ gesehen haben, die am 15. Dezember 1893 (s. o.) ihr Erscheinen eingestellt hatte. Obermann lüftet in seinem Leitartikel ein wenig den Vorhang über die Rangeleien hinter den Kulissen („… das Mitgliederverzeichnis, das bei meinem Rücktritte über 300 Namen aufwies, auf etwa 30 zurück-ging …“); er verkündet aber auch selbstbewußt: „Persönlich in jeder Beziehung frei und unabhängig … will ich das Blatt .. . gestalten …“
Obermann, dem ein „Riecher“ für Publizistik attestiert werden muß, dessen „Gottscheer Mittheilungen“ außer dem Amtsblatt das einzige deutsche Organ für Gottschee, Laibach und ganz Krain sind (s. Nr. vom 15. Dezember 1900, Seite 7 – sie erhalten übrigens im wesentlichen nur Eigenberichte), liebt eine passende Mischung: Lokales und Briefkasten, Nachrichten aus den Auswandererkreisen in der Neuen Welt und Polemiken, Betrachtungen zur Volkstumspolitik und Geschäftsanzeigen.
Auf der Nummer 3 des Jahrganges IX vom 15. Februar 1903 in der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien fand ich den handschriftlich angebrachten Vermerk: Erscheint nicht mehr!
Zur Illustration sei angefügt, daß Franz Obermann in seiner Zeitung – die „Gottscheer Mittheilungen“ heißen ab 15. Juli 1901 „Deutsche Mittheilungen“ – den „Verein der Deutschen aus Gottschee“ in Wien im April 1902 einer entwürdigenden Kritik unterzieht; der Ausschuß reagiert, indem er beschließt, den Artikel „zu ignorieren“. Allerdings scheint die Sache später wieder ins Lot gekommen zu sein. Dieser streitbare Mann, der sich so große Verdienste um den Beginn des Gottscheer Pressewesens erworben hatte, wurde am 4. März 1840 in Wien geboren, ist 1900 Bank-Oberbeamter und stirbt am 9. März 1924 (s. Sitzungsprotokoll des Vereins in Wien).
So waren die ersten Schritte getan, das Vorspiel erfolgreich abgelaufen und der Hauptheld konnte die Bühne betreten: im Format der „Mitteilungen“ bzw. der „Südösterreichischen Post“ erschien am 4. Jänner 1904 in Gottschee die erste Nummer des „Gottscheer Boten“. Als Herausgeber zeichnete Pfarrer Josef Eppich, als verantwortlicher Schriftleiter und Verleger Josef Pavlick (in seiner Druckerei wurde die Zeitung hergestellt). Der „Gottscheer Bote“ erschien jeden 4. und 19. des Monats (als Beilage eine illustrierte „Wandermappe“) und hatte acht Seiten. Die ersten Jahrgänge wurden durchnummeriert. Die Verschleißstelle befand sich in der Schulgasse Nr. 75, die Verwaltung auf dem Hauptplatz Nr. 87. Die Ziele der neuen Zeitung sind aus dem Geleitwort in der ersten Nummer zu ersehen:
„Der Gottscheer Bote will seinen Lesern Nachrichten überbringen vor allem aus Gottschee, dann aber auch aus anderen Gegenden und Ländern. Nebenbei wird er auch auf die Tagesgeschichte Rücksicht nehmen und nötigenfalls politische, religiöse und soziale Fragen kurz besprechen. Der Nationalität nach ist er ein Deutscher und wird als solcher die nationalen Interessen seiner deutschen Landsleute stets mannhaft vertreten. Dem Religionsbekenntnisse nach ist er ein Katholik und wird als solcher aus seiner kirchlichen Gesinnung und religiösen Überzeugung kein Hehl machen. Überdies ist er auch ein guter Österreicher, der stets treu hält zu Kaiser und Reich. Sein Wahlspruch ist: Für Gott, Kaiser und Vaterland! …
Es fällt auf, daß eher sachliche Berichterstattung vorherrscht, also nicht sosehr aufsehenerregende Unglücks- bzw. Vorfälle den Inhalt bestimmen: Meldungen aus dem Schulwesen, verschiedene Statistiken und eher seriös abgefaßte Personalanzeigen. Breiten Raum nehmen Nachrichten aus dem Vereinsleben ein; man gewinnt den Eindruck, daß hier wirkliche Volkserzieher am Werke sind, die einem idealistischen Menschenbild das Wort reden.
Unruhe brachte die Reichsratswahl von 1907 auch in unser Ländchen und der „Bote“ lag noch 1909 mit den „Gottscheer Nachrichten“ im Streit. Diese erschienen, beginnend mit dem 3. März 1907, in Graz als Separatausgabe des steirischen Bauernbündlers, die Nummer mit 12 Seiten Umfang. Eine ihrer Haupt-aufgaben sah die Zeitung darin, dem Fürsten Karl Auersperg Wahlhelfer zu sein, sie führte daher eine überaus polemische Schreibweise gegen die „Klerikalen“, wobei sie sich nicht scheute, immer wieder Personen namentlich anzugreifen. Im Jahre 1916 heißt die Zeitung „Organ der Deutschen Bauernpartei für Gottschee“, als Erscheinungsort ist Gottschee angeführt, es sind allerdings keine Nachrichten über Gottschee zu finden. Die letzte Nummer der Zeitung, die ich in der Steirischen Landesbibliothek fand, ist vom 4. Mai 1919 datiert; sie hat acht Seiten und kostet im Abonnement 14 Kronen.